10 Dinge, die selbstbewusste Menschen nicht tun

Selbstbewusstsein ist ein wesentlicher Faktor für Erfolg, sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich. Jedoch wird es in der heutigen Zeit zunehmend schwieriger, gesundes Selbstbewusstsein von übersteigerter Unsicherheit oder narzisstischem Übermut zu unterscheiden. Ich stehe dir bei diesem Unterscheidungsprozess gerne zur Seite.

Kommt gesundes Selbstbewusstsein von innen oder von außen?

Psychologen sind der Ansicht, ein gesundes Selbstwertgefühl müsse unabhängig von äußeren Einflüssen sein, sich also von innen heraus entwickeln. Hierbei handelt es sich aber um einen theoretischen Idealfall, welcher in der Praxis nur schwer umsetzbar ist.

Kaum ein Mensch wird ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln können, wenn es ihm an jeglichen äußeren Erfolgen, an sozialer Anerkennung oder persönlicher Wertschätzung fehlt.


Das Problem am Thema „gesundes“ Selbstbewusstsein ist, dass es niemals allein aus äußeren Faktoren entstehen kann. Leider bekommen aber viele Menschen bereits in ihrer Kindheit Minderwertigkeitskomplexe mit auf den Weg, sei es kulturell bedingt, aufgrund von Erziehungsfehlern oder schlechten Erfahrungen.

Es ist davon auszugehen, dass es mehr Personen gibt die unter Minderwertigkeitsgefühlen leiden als es Menschen mit einem gesunden Selbstbewusstsein gibt. Im schlimmsten Fall äußert sich dies in einer narzisstischen bis hin zur psychopathischen Störung.

Falsches Selbstbewusstsein ist laut, auffällig und leider sehr weit verbreitet

Gerade jene Psychopathen und Narzissten sind aber gleichzeitig oft diejenigen Mitarbeiter und Führungskräfte, welche am selbstsichersten wirken. Sie tragen dieses scheinbar unerschütterliche Selbstbewusstsein durch die Welt, bis hin zur Überheblichkeit oder Arroganz. Sie sind laut, auffällig, häufig aber charmant und durchaus beliebt. Sie werden von ihrem Umfeld beinahe als faszinierend wahrgenommen – zumindest so lange, bis man hinter die Fassade blicken darf und hier nichts Erfreuliches vorfindet. Dieses scheinbar zu große Selbstbewusstsein verschleiert nämlich in Wahrheit nur die quälenden Minderwertigkeitskomplexe und den mangelnden Selbstwert unter der Oberfläche.

Und wer sich selbst keinen Respekt entgegenbringen kann, hat auch für sein soziales Umfeld keinen übrig. Angenehm dürfte der Umgang mit einem solch unsicheren Menschen auf Dauer nicht sein.

Wahres Selbstbewusstsein ist aber unsichtbar

Menschen mit einem gesunden Selbstbewusstsein hingegen sind unauffälliger, bescheidener, vielleicht sogar die „graue Maus“ in der hintersten Büroecke. Da sie ihren Selbstwert nicht (nur) aus der Anerkennung ihres sozialen Umfelds ziehen, stehen sie auch weniger im Mittelpunkt. Wer sich jedoch zu sehr zurückzieht, leidet eventuell ebenfalls an einem zu geringen Selbstbewusstsein und möchte möglichst unauffällig durch das Leben schreiten.

Einen Menschen mit wahrem Selbstbewusstsein zu erkennen, braucht daher ein wenig Übung und psychologisches Hintergrundwissen. Denn auf den ersten Blick ist es unsichtbar.

10 Dinge, die Menschen mit einem gesunden Selbstbewusstsein einfach nicht tun

1. Um Aufmerksamkeit buhlen:

Aufmerksamkeit ist das Lebenselixier für einen Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen. Er sucht stets die Anerkennung im Berufs- und Privatleben. Wenn seine Arbeit gelobt wird, er eine Auszeichnung erhält oder einen Vortrag halten darf und der gesamte Raum verstummt, sobald er das Wort ergreift – dann schwelgt der Narzisst im Glück. Klar, wer im Berufsleben zu bescheiden auftritt, wird es nicht weit bringen. Wer jedoch geradezu süchtig ist nach Aufmerksamkeit, ist von wahrem Selbstbewusstsein noch denkbar weit entfernt.

2. Erfolge anderer neidisch und missgünstig beäugen:

Auf dem Thron ist nur Platz für einen König. Menschen mit geringem Selbstbewusstsein beäugen Erfolge ihrer Teamkollegen, Freunde oder selbst Familie in der Regel eher skeptisch. Neid oder Missgunst sind vorherrschende Gefühle. Wer dir deine Erfolge nicht gönnt und sich wahrhaft nicht mit dir freuen kann, ja vielleicht sogar an jeder deiner Leistungen etwas Schlechtes findet, fühlt sich aufgrund eines geringen Selbstbewusstseins durch dich bedroht. Auch Lästereien oder sogar direkte Konfrontationen können dann je nach Störungsbild an der Tagesordnung sein. Hauptsache eben, du stößt den König nicht von seinem Thron. Gesundes Selbstbewusstsein? Von wegen!

3. Vorschnell urteilen, statt akzeptieren:

Wenn du ein gesundes Selbstbewusstsein hast, lässt dich das kalt. Du urteilst schließlich nicht über andere Menschen, sondern bist dir bewusst, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat und du Menschen mit ihren Stärken und Schwächen akzeptieren solltest. Zumindest solange du nicht deren gesamte Lebensgeschichte in allen Facetten und damit die Hintergründe für die jeweiligen Worte und Taten kennst. Narzissten benötigen solche Hintergrundinformationen nicht. Sie wissen alles (besser) und da sie sich selbst nur allzu gerne als „perfekt“ betrachten, erwarten sie dies auch von ihrem sozialen Umfeld. Akzeptanz und Toleranz hinsichtlich der Fehler und Schwächen eines Menschen suchst du hier vergeblich.

4. Andere Meinungen als persönlichen Angriff werten:

Mit einem Narzissten diskutieren? Das wäre reine Zeitverschwendung. Sie halten in der Regel stur an ihrer Meinung fest, völlig ungeachtet aller logischen Argumente. Seine Meinung zu ändern, wäre für den Narzissten ein echter Gesichtsverlust, denn dann müsste er ja zugeben, dass es eventuell jemand anderes besser wusste als er. Andere Meinungen oder sogar Kritik wird von einem Narzissten nämlich als persönlicher Angriff gewertet.

5. Reden, reden, reden – aber bloß nicht zuhören:

Und noch aus einem weiteren Grund wäre die Diskussion mit einem Narzissten reine Zeitverschwendung: Er wird ohnehin nicht zuhören. Menschen mit geringem Selbstbewusstsein neigen dazu, sich selbst gerne reden zu hören: viel, laut und ohne Ende. Die ewige Lästertante aus der Abteilung nebenan zieht vermutlich so gerne über alles und jeden her, weil sie sich dann selbst schöner, klüger oder erfolgreicher fühlt. Oder die Bekannte und das nicht enden wollende Selbstgespräche. Der Grund liegt auch hier wieder im mangelnden Selbstwertgefühl.

6. Entscheidungen aufschieben:

Mangelndes Selbstbewusstsein muss sich aber nicht immer wie bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung im übertrieben zur Schau gestellten Ego oder dem ständigen Streben nach Anerkennung äußern. Es gibt auch jene Menschen, die völlig verunsichert durch das Leben gehen, sich nichts zutrauen und im Privat- sowie Berufsleben auf ihrem sozialen Umfeld abstützen. Sie scheinen mit allem völlig überfordert und werden für dich als Kollege, Führungskraft oder sogar Ehepartner schnell zur Last.

Auch diese Menschen kannst du anhand von ein paar Kriterien schnell erkennen. Das erste lautet: Sie treffen keine Entscheidungen oder schieben diese so lange wie möglich auf und versuchen sie auf andere Menschen abzuwälzen. Sie neigen dadurch auch zu einer krankhaften Prokrastination (Aufschieberitis).

7. Sich mit anderen vergleichen:

Auch diese Ausprägung eines mangelnden Selbstbewusstseins zieht den ständigen Vergleich mit dem sozialen Umfeld nach sich. Nur, dass sich diese Menschen tatsächlich minderwertig fühlen. Woran du das merkst? Ständige Bewunderung für deine Erfolge, Sätze wie „das könnte ich nie“ oder sogar konkret geäußerte Selbstzweifel gehören dann zum Alltag.

8. Sich auf die Schwächen fokussieren:

Dies liegt daran, dass sich Menschen mit geringem Selbstbewusstsein bevorzugt auf ihre Schwächen konzentrieren und all die Dinge, welche sie – ihrer eigenen Meinung nach – nicht schaffen können. Sie tragen ein äußerst negatives Selbstbild durch das Leben und bleiben dadurch auch im Beruf stets unter ihren Möglichkeiten. Die graue Maus in der hintersten Büroecke könnte sich hier also genauso gut verschanzt haben und wird dann auch in vielen Jahren noch in derselben Ecke sitzen und dieselbe Arbeit verrichten. Eigeninitiative oder der Mut, Chancen zu ergreifen, fehlen solchen Menschen oft völlig.

9. Komplimente beschämt ablehnen:

Ebenso, wie ein Narzisst keine Kiririk verträgt, können Menschen mit einer anderen Form des mangelnden Selbstbewusstseins in der Regel keine Komplimente annehmen. Sie treiben ihnen stattdessen die Schamesröte ins Gesicht. Statt einem einfachen „Danke“ bringen sie Gegenargumente oder Gegenkomplimente an. Oder aber sie stellen die Ehrlichkeit des Kompliments infrage und gehen davon aus, dass du mit der Nettigkeit einen bestimmten Zweck verfolgst. So oder so: Einem Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen ein Kompliment zu machen, kann ziemlich anstrengend werden. Ein ebenso einfacher wie todsicherer Indikator für das mangelnde Selbstwertgefühl.

10. Konfrontationen aus dem Weg gehen:

Menschen mit gesundem Selbstbewusstsein können gut einschätzen, wann eine Diskussion sinnvoll ist und wann sie dieser lieber den Rücken kehren. Wer jedoch grundsätzlich harmoniesüchtig ist und vor jeder Art von Konfrontation flieht, lässt auf ein fehlendes Selbstbewusstsein schließen. Für Außenstehende ist die Beobachtung einer solchen Situation manchmal gerade zu haarsträubend. „Wieso steht er nicht zu seiner Meinung?“ oder „Wieso lässt sie sich immer so schnell einschüchtern?“ sind dann typische Gedanken, die du gewiss auch aus eigener Erfahrung kennst?!

Fazit: Mangelndes Selbstbewusstsein hat viele Erscheinungsformen

Du siehst: Fehlendes Selbstbewusstsein kann sich in zwei völlig konträren Arten äußern. Doch es gibt nicht nur Narzissten und die eingeschüchterte graue Maus, sondern zahlreiche Zwischenformen und selbst Menschen mit eigentlich gesundem Selbstbewusstsein tragen häufig Anteile der ein oder anderen Störform in sich. Du kannst dein Umfeld daher nicht einfach in Schwarz und Weiß, also „gesund“ und „krank“, einteilen.

Doch ein bisschen Hintergrundwissen und etwas mehr Achtsamkeit gegenüber diesem Thema wird dir im Leben bei vielen Menschen die Augen öffnen. Vielleicht sogar bei dir selbst. Doch die gute Nachricht ist: Ein gesundes Selbstbewusstsein ist nicht gottgegeben, sondern kann erlernt werden.